Jugend vergessen? Ein Blick zurück auf die politische Stimme der Jugend in Zeiten des Ausnahmezustands

Prof. Dr. Gunda Voigts (Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg)


Beschreibung

Die pandemiebedingten Einschränkungen im ersten halben Jahr 2020 hatten massive Auswirkungen auf den Alltag von jungen Menschen, auf ihre sozialen Beziehungen, ihre Freiräume, aber auch auf die Einhaltung ihrer Schutzrechte. In Corona-Zeiten stellt die individuelle Förderung und die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen ein zentrales gesellschaftliches Anliegen dar. Wir möchten mit einem Einführungsvortrag von Prof. Gunda Voigts reflektieren, inwiefern dieser Anspruch aus Sicht von Kindern und Jugendlichen eingehalten werden konnte. Wir möchten auf die vergangenen Monate zurückschauen, Problemlagen und Erkenntnisse herausarbeiten, die sich in der Perspektive junger Menschen, aber auch in Bezug auf den gesellschaftlichen Blick auf junge Menschen in der Krise und während der Zeit des Shutdowns verschärft haben. Dabei möchten wir folgende Fragestellungen für die weitere Analyse diskutieren: Wann und wie wurden politische Stimmen von Jugendlichen in der Pandemie sichtbar? Wie wurden Jugendlichen während der Pandemie im öffentlichen und medialen Diskurs wahrgenommen? Wird sich durch die Pandemie das gesellschaftlich vorherrschende Jugendbild nachhaltig verändern? Was ist aus Wissenschaft und Forschung bekannt, wie sich gesellschaftliche Krisen auf die Lebensphase Jugend auswirken?

Dokumentation/Zusammenfassung aus dem YoPad

Die pandemiebedingten Einschränkungen im ersten halben Jahr 2020 hatten massive Auswirkungen auf den Alltag von jungen Menschen, auf ihre sozialen Beziehungen, ihre Freiräume, aber auch auf die Einhaltung ihrer Schutzrechte. In Corona-Zeiten stellt die individuelle Förderung und die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen ein zentrales gesellschaftliches Anliegen dar. Von heute auf Morgen sind junge Menschen aus dem öffentlichen Raum komplett verschwunden, genauso wie weitestgehend die Jugendlichen selbst.

  • Gesellschaftliche Debatte der letzten Monate, die stark zwischen relevanten und nicht relevanten Akteuren in der Gesellschaft unterscheidet, betrifft auch das Bild von jungen Menschen.
  • Junge Menschen wurden im öffentlichen Diskurs bestimmten Bildern zugeordnet und darauf reduziert: "Schüler*innen", "zu-Qualifizierende", "Lernferien“, „Party People".
  • Um diesem Bild etwas entgegen zu wirken und Forderungen zu platzieren, fehlen die politischen Andockungspunkte. Es ist oftmals unklar, an wen man die Forderungen richten kann.
  • In der Jugendarbeit haben viele Träger haben zunächst eine Innenschau betrieben und versucht ihre eigene Institution und ihr eigenes Personal durch diese Zeit zu bringen. Die Belange der Jugendlichen und aktuellen Themen waren in diesem Moment zweitrangig. Man muss sich die Frage stellen inwiefern diese Belange vernachlässigt wurden und was wir als Träger hieraus lernen können? 
  • Jugendliche selbst haben es bis heute nicht (wieder) geschafft, ihre Stimme laut in die Debatte zu werfen.
  • Daher ist es notwendig, die (möglichen) Perspektiven von jungen Menschen stärker einzunehmen und ihre Perspektiven zu hören, zu debattieren, ernst zu nehmen und gemeinsam mit Ihnen weiterzuführen.
  • Noch ist unklar, bis wann wieder normale Verhältnisse bestehen. Aus diesem Grund müssen Krisenpläne und Krisenstäbe vorgehalten werden, die in Ausnahmesituationen Werkzeug an der Hand haben und reagieren bzw. sich zumindest zusammenfinden können. Dabei muss die Perspektive von jungen Menschen einfließen.  
  • Das Jugendbild muss differenzierter in den Blick genommen werden. Ebenso ist wichtig, genauer zu schauen, wie sich diese Krise auf die Lebensphase Jugend auswirkt.